Schlosshof wird Teil von Oberschwaben

Posted in Presse on Sep 19, 2013

Von Maria Kosowska-Németh Haiterbach-Unterschwandorf. Richtig oberschwäbisch ging es beim Auftritt der „Mannes Sangesmannen“ bei der Kultursommernacht im Schloss Unterschwandorf zu.Am zweiten Abend der Kultursommernacht füllte sich der Schlosshof noch rascher und üppiger als am Vortag. Die zahlreichen Besucher besetzten beinahe alle Sitzplätze im Zelt. Für gute Laune vorab sorgten kleine oberschwäbische kulinarische Köstlichkeiten, Getränke und vor allem der herzliche Empfang durch die Schlossherren Elisabeth Waldschütz und Günther Graef. Das kulturbegeisterte Paar stellte ihr Schlossgelände schon öfter für Veranstaltungen zur Verfügung; von ihrer Großzügigkeit profitierten diesmal die vom Kulturverein Unterschwandorf geladenen Künstler und natürlich das begeisterungsfähige Publikum.

Eine Menge A-capella-Gesang, Unbekümmertheit und überwältigende Komik brachte die siebenköpfige Gruppe „Mannes Sangesmannen“ aus dem oberschwäbischen Bad Wurzach, dem ältesten Moorheilbad Deutschlands („mancher Kurgast bleibt ewig bei uns“) mit im Gepäck. Vor allem die in vielen verschiedenen Stilrichtungen ausgelegten Gesangseinlagen (Heimat- und Kunstlied, Gospel, Swing, Rock‘n’Roll, mitunter auch Renaissance-Musik) bestätigten ihr hohes künstlerisches Niveau, welches bereits 2005 mit dem Kleinkunstpreis Baden-Württemberg gewürdigt wurde.

Mit kabarettistisch-theatralischem Charme nahm der Moderator Johannes Ott zuerst die Politik, dann den schwäbischen Lebensstil und die zahlreichen süddeutschen Mundarten auf die Schippe. Nicht einmal vor den kirchlichen Belangen machte er Halt. Humorvoll und geistreich, überlegen aber nicht überheblich spottete er über die regionalen Unterschiede und teilte das Land Baden-Württemberg – refrainartig „mit Kulinarischem verglichen“ – in drei Zonen auf: Oberschwaben gleiche dem Oberkellner, der Großraum Stuttgart dem Auszubildenden, das Schlusslicht mache das Badische als Küchenpersonal.

Im Konzertfokus stand der humorvolle Umgang mit der oberschwäbischen Mundart. Um diesen Dialekt zu verstehen, brauche man schon ein Wörterbuch, das die Sangesmannen auch parat hatten. Bei einem Mundart-Quiz um das Oberschwäbische gab es unter den Zuhörer aber mehr Verlierer als Sieger, dafür aber umso mehr Gelächter und Beifall.

Blitzschnell adaptierten sich die „Mannes Sangesmannen“ an die Haiterbacher Begebenheiten und aufgrund der vielen überraschenden Fragen, die Ott stellte, füllten sie das ad hoc entstandene Liedchen „Haiterbach ist mein Städtlein“ mit neu gewonnen lokalen Einzelheiten auf. Auf einmal erschienen die schwäbische Tugenden und Angewohnheiten (Sparen, Maultaschen, blickdichte Thuja-Hecke, „Katze verkaufen, selber mauzen“) in einem neuen, subtilen und humorvollen Licht. Das Publikum krümmte sie oftmals vor Lachen und quittierte die leicht verzerrten Anspielungen und starken Pointen nicht nur ohne Groll, sondern mit Beifall und donnernden Lachsalven.

Die Mannes Sangesmannen erkauften sich das freie Geleit erst nach zwei Zugaben, die den kurzweiligen, mit Musik, Parodie und Komik wie eine Maultasche prall gefüllten Abend abrundeten.