„Mannes Sangesmannen“ wissen, was beim Publikum ankommt. Die vielen Besucher in Illerrieden waren von dem Sextett hin und weg.

Posted in Presse on Mrz 12, 2010

Er ist da. Plötzlich und unerwartet. Auch Stunden später noch. Da hilft rein gar nichts: Der Lachreiz bleibt. Auf diese Nebenwirkung hätten „Mannes Sangesmannen“ ihr Publikum eigentlich hinweisen müssen. Jetzt, nach ihrem von der Volkshochschule und dem Gesangverein „Cäcilia“ organisierten Konzert in Illerrieden, bleibt nur eines: Sich weiterhin amüsieren, eine der eventuell erworbenen CDs anhören oder zum nächsten Auftritt des A-capella-Sextetts aus Bad Wurzach gehen.

Was den eigentlichen Reiz der Truppe ausmacht, lässt sich zwar in Worte fassen, doch wird das dem Live-Auftritt nicht gerecht. Ist es ihre Sangeskunst – man hat es schließlich mit Profis zu tun – oder ist es ihr frecher Witz und ihre Schlagfertigkeit, die stärker im Gedächtnis haften bleiben? Wahrscheinlich beides. Dazu kommt, dass sich die sechs kühnen Bühnenstreiter der schwäbischen Mundart bedienen, die ja bekanntlich den Nagel oft besser auf den Kopf trifft als das Hochdeutsche. Da reichen einzelne Laute oder Stimmmodulationen, die mehr sagen als ein kompletter Satz. Und für eine gute Show sind die Herren allemal gut.

Wie häufig auch immer sie schon ihr Programm präsentiert haben mögen, merkt der Zuschauer höchstens am perfekten Zusammenspiel der Akteure. Ansonsten scheint sich auch die Truppe selber gut zu amüsieren. Frontmann Johannes Ott läuft von Beginn an zu Hochform auf, spielt mit seinem Publikum wie auf einer Klaviatur.

Dieses lässt sich wiederum nur zu gerne auf diesen „Dialog“ ein. Ob sich die 16-jährige Nina oder die Dame aus Gütersloh allerdings vorgestellt hatten, dass sie zum „running gag“ des Abends werden würden, bleibt dahingestellt. Sie trugen es – zur ausgesprochenen Freude der Anwesenden – jedenfalls mit Fassung und Humor.

Aber auch der Bürgermeister muss ran. Nämlich dann, als das „Illerrieder Heimatlied“ zusammengebastelt wird. Von wegen Datenschutz. Der Schultes hat jedenfalls allerhand (persönliche) Vorleistungen zu erbringen. Den Sangesmannen ist dabei (fast) nichts heilig. Selbst nach dem Kosenamen für „ihren“ Bürgermeister wird Ehefrau Steffi gefragt. Ein köstliches Wortgeplänkel.

Das eigentliche Liedchen ist jedenfalls erstaunlich schnell im Baukastensystem zusammengezimmert. Der Text – „Illerrieden heißt mein Dörflein“- ist schon „einzigartig“. Wie viele andere Gemeinden, in denen die Sänger astiert haben, können sich wohl ebenfalls bereits damit schmücken?

Nicht in die große weite Welt, dafür mal kurz in die „Mappus-Show“ entführen die Sechs mit ihren frechen Texten, analysieren „Günni“ Oettingers Sprachtalent – „This is my Musterländ“- oder machen sich um die einheimische Botanik verdient, indem sie in die oberschwäbische Blumenfachsprache einführen. „Einfühlsam“ nähern sie sich der Psyche der „Turnerweiber“, einer Persiflage mit vollem Körpereinsatz und hart an der Grenze zum Klamauk.

Schon klasse, das muss einfach erwähnt werden, ist die musikalische Reise eines Bauersmannes mit seiner Ziege auf der heutigen schwäbischen Eisenbahn. Wie war die Welt doch früher noch in Ordnung. Heute muss der Pfeifenraucher Strafe zahlen, weil er auf dem Bahnsteig raucht, kein Ticket vom Automaten gelöst hat und sein Tier unerlaubt an den Zug anbindet. Guter Mann, nimm“ nächstes Mal einfach den Flieger!

Der Lebensweisheiten längst nicht genug. Egal, ob Metzelsuppe oder die Schnakenplage. Wer in Illerrieden war, wird sich jedenfalls noch länger gerne von einem wiederkehrenden Lachreiz „plagen“ lassen.