Mannes Sangesmannen begeisterten ihr Publikum im Karlsruher Kammertheater

Posted in Presse on Nov 13, 2009

Mannes Sangesmannen begeisterten ihr Publikum im Karlsruher Kammertheater

Wie heißt der Karlsruher Oberbürgermeister? „Fähnrich, Heinz“. Das Publikum protestiert:
„Mit e!“. Kein Problem. Gerne mit e. „Fähnrich, Heinze“ steht jetzt auf der Tafel, und die
Besucher des Karlsruher Kammertheaters sind wieder nicht zufrieden: „Vorne mit e“. Wie?
Die acht seriös gekleideten Herren auf der Bühne zeigen sich irritiert. Ihre schwarzen Fliegen
zucken kurz verstört, doch dann meint Johannes, ihr Moderator: „Macht nix, mir schreibet’s
auf Oberschwäbisch.“

Denn das beherrschen sie bestens, die ehemaligen Klosterschüler aus Bad Wurzach bei
Ravensburg, die sich zu einem überaus inspirierten und unterhaltsamen A-cappella-Chor
zusammengetan haben. Mindestens genauso gut verstehen sie es, ihr Publikum am drama-
turgischen Bändel zu ziehen, sprich: auf amüsante, aber nie verletzende Art einzubeziehen.

Da wird etwa eine Umfrage gestartet, wer denn aus Oberschwaben sei, und prompt gehen
reihum die Hände hoch – offenbar gibt es in Karlsruhe viele Menschen mit württembergisch-
badischem Migrationshintergrund samt der dazugehörigen Heimatgefühle. Die jüngste
Frau im Saal wird gesucht und aufwendig mittels Schnurtelefon gefunden.

Außerdem will Johannes von einem Ehepaar den Kosenamen wissen, den die Dame ihrem
Angetrauten gibt. Und als da lange nichts kommt, geht Sangesmann Flo dazwischen und
schlägt mit schalkverklärtem Blick vor: „Läberkäsle!“ Überall lauern Witz und Hintersinn. Da ist
mal von der „Mappus-Show“ die Rede, wird der Baden-Württemberg-Slogan aufs Korn genommen
(Wir können alles …) oder das Sexualleben eines Gockels ausgebreitet (von der Poligamie zur
Monotonie …). Ihren eigentlichen Pfiff erhalten die munteren Texte durch die Sangeskunst der Mannen,
die ebenso souverän wie ungeniert zwischen Beach-Boys-Sound und deutschem Volkslied surfen.

Da wird ein wenig Frivolität, dort eine kleine melancholische Ecke gestreift, zwischendurch leicht
das Tempo gedrosselt, aber schon kommen die acht mit ihrem „Quodatürk“ (Quotentürken)
Serkan Kahraman wieder voll in Fahrt und das Stimmungstachometer im Zuschauerraum
gerät fast an den Anschlag. So ziehen denn Mannes Sangesmannen nicht ohne Zugaben
von dannen. Großartig.

Badische Neueste Nachrichten, Michael Hübl