Oberschwob sei isch a Gnad

Posted in Presse on Okt 7, 2008

Stuttgarter Zeitung
15.09.08

Von Rudi Schönfeld

Es sind sieben Schwaben. Sie nennen sich „Mannes Sangesmannen“, und wo sie mit ihrem A-cappella-Gesang auftreten, sind die Säle ausverkauft. Namensgeber ist Manne (Manfred) Gaupp, in Personalunion der musikalische Leiter und die Seele der Gruppe. Manne (46), im Hauptberuf Lehrer für Musik und Erdkunde am Salvatorkolleg im oberschwäbischen Bad Wurzach, hat die jungen Burschen vor zehn Jahren um sich geschart, als die meisten von ihnen noch im Chor der Klosterschule sangen.

Mit geistlichem Liedgut haben Manne und die ehemaligen Salvatorianer freilich nichts am Hut, ihr Genre ist vielmehr die Pflege des Gesangs in schwäbischer Mundart. Aus dem ersten Auftritt bei einem Abitursball 1998 des Salvatorkollegs mit gerade mal zwei Stücken haben „Mannes Sangesmannen“ ein Repertoire entwickelt, das auf mittlerweile drei CDs gepresst ist. Nichtschwaben haben zwar bisweilen ihre liebe Not mit den in breitem Oberschwäbisch dargebrachten Wortspielen in den Liedtexten, doch deren Originalität wirkt ebenso erheiternd wie die musikalischen Darbietungen, die sich zwischen Renaissance-Madrigal, Volkslied und Popsong bewegen – oftmals sind sogar alle drei Musikarten in einem Lied vereint.

An Textideen fehlt es der Gruppe nicht. Man brauche dem Volk nur aufs Maul schauen. Schwierigkeiten, räumen die Sänger ein, gebe es allenfalls mit dem Versmaß. Zum Liedschatz gehören auch ein selbst getextetes Baden-Württemberg-Lied und neuerdings ein Heimatliederzyklus, der auf immer weitere Gemeinden ausgedehnt werden soll. Vom Geheimtipp bei Vereinsfesten sind die Sangesmannen längst zum festen Bestandteil der Kleinkunstbühnen im Südwesten geworden. Den baden-württembergischen Kleinkunstpreis haben sie schon 2005 bekommen, mehrere Radiosender spielen ihre Stücke, und auch das Regionalfernsehen hat sie entdeckt. Gastspiele gab“s im Elsass und in der Baden-Württemberg-Vertretung in Brüssel, ein weiteres in der Landesvertretung in Berlin steht an. Zu ihren größten Anhängern zählen neben den oberschwäbischen Landräten und Landfrauen vor allem Altministerpräsident Erwin Teufel und Exaußenminister Klaus Kinkel. Teufel, der die Gruppe schon früh kennenlernte und spontan zum Neujahrsempfang der Landesregierung einlud, hat jetzt sogar eine geplante Spanienreise zugunsten seiner Schirmherrschaft beim bisher bedeutendsten Auftritt von „Mannes Sangesmannen“ außerhalb Baden-Württembergs gestrichen: Beim „Schwäbischen Abend“ im Münchner Circus Krone am 4. Oktober wollen sie an der Seite des baden-württembergischen Kultkabarettisten Christoph Sonntag den Bayern Nachhilfe in Schwäbisch geben.

Das Engagement in der A-cappella-Gruppe ist freilich zeitraubend und lässt neben Job oder Studium nur wenig Zeit für andere Freizeitaktivitäten. Geld, sagen Manne und seine „Buaba“, sei für sie nicht das Wichtigste im Leben. Deshalb war es für sie auch nie ein Thema, den A-cappella-Gesang professionell zu betreiben, denn, so sagen sie: „Wir wollen keinen wirtschaftlichen Druck, sondern einfach Spaß haben“. So kommt es immer wieder mal vor, dass sie bei Hochzeiten nur für „a guats Essa“ singen. Am liebsten für ein deftiges.

Und sie wollen dazu beitragen, dass die oberschwäbische Mundart zu neuer Blüte kommt. Gemäß ihrem Motto, das die „Mannes Sangesmannen“ verinnerlicht haben: „Schwob zum sei, des isch a Verdenscht, aber Oberschwob zum sei, des isch a Gnad.“