Für ausgelassene Amüsierlaune gesorgt

Posted in Presse on Apr 22, 2008

Die A-cappella-Formation „mannes-sangesmannen“ mit situationskomischen Liedtexten im Schlosskeller

Was entsteht aus den Begriffen: Katzenzunft, Stadtfest, St. Martin, Otteny, Arne Zwick, Rothaus und Schülerinnen, die besonders anständige und wohlerzogene sind? Die A-cappella-Formation „mannes-sangesmannen“ fabrizierte daraus das „ultimative Heimatlied“ für Meßkirch und ernteten für ihre Kreation vergnügliches Riesengelächter und tosenden Applaus.

Die Meßkirch spezifischen Erkennungszeichen ließen sich die Mannen vom Publikum zurufen auf die Fragen nach dem Namen der Kirche, des Stadtpfarrers, des Bürgermeisters, nach dem besten Fest im Ort, dem beliebtesten Bier, einem der größten Vereine oder auf ein Nachhaken, was denn dem Lehrer in der ersten Reihe so gut in Meßkirch gefalle.

Die sieben Sänger von „mannes-sangesmannen“ aus Bad Wurzach glänzten nicht nur stimmlich mit einem abwechslungsreichen Stil-Repertoire, sondern sorgten im vollen Schlosskeller mit ihren situationskomischen Liedtexten und ihrem kabarettistisch-schauspielerischen Talent für ausgelassene Amüsierlaune.

Conférencier Johannes Ott bezog während des Abends immer wieder durch kleine Dialoge eine Handvoll Personen aus dem Publikum mit ein. Der siebenjährige Paul durfte berichten, ob es bei Mama und Papa vor dem Urlaub auch immer „so negativ knischterlet“, der bereits seit 30 Jahren in Meßkirch lebende Nordfriese gestand, dass die Gegend hier anfangs „schwer komisch“ auf ihn gewirkt habe, der Lateinlehrer Franz lobte die hiesigen Schüler und die Garten-Spezialistin bewies, dass nachbarschaftliche Gespräche nicht ausschließlich vor dem Gericht stattfinden müssen.

Mit einem liebevoll humoristischen Blick beleuchteten die Sangesmannen die oberschwäbischen Eigenwilligkeiten und die variationsreiche Ausdruckskraft des schwäbischen Dialekts, der auch kleinste atmosphärische Nuancen zum Ausdruck bringen kann. In ihrem Lied „Bliamala“ sangen sie von allerhand Blumennamen wie Wägsoicher, Pfaffaresla, Veigala und Milchdieb. Danach durfte das Publikum raten, wie viele verschiedene Blumen tatsächlich im Text versteckt waren. Viele schätzten die Anzahl auf bis zu 16. Tatsächlich kamen nur vier Blumen im Lied vor, die jedoch im Schwäbischen ganz mehrere bildhafte Bezeichnungen erhalten können.

Wie es einer Fliege nicht etwa im schlichten Moor, sondern im „europadiplomierten Ried“ bei Bad Wurzach ergehen kann, machte Florian Tobisch mit einem genialen Solo erlebbar. Als Fliege surrte er neugierig schnüffelnd mit einem rockigen Lied umher. Nicht nur der süße Duft der Sonnentau-Blüten, sondern auch ihr lieblicher Gesang lockten ihn unwiderstehlich an, bis das Unausweichliche eintraf. Der Fuß des Fliegentiers blieb im klebrigen Saft der Blüte hängen. Da half kein verzweifeltes „I bepp jetzt fescht“ nach den fetzigen Beach-Boys-Klängen, sondern der Trauerchoral bezeugte das unabwendbare Ende.

Das Musikrepertoire, das von Rock, Pop, Operette bis zu barocken Madrigal-Klängen reichte, sowie die mit unterhaltsamer schauspielerischer Untermalung ergänzten Texte, die in Schwäbisch das ganz Spezielle der Region und der Menschen auf den Punkt brachten, bewiesen, dass „mannes-sangesmannen“ den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg 2005 mehr als verdienten. Das Publikum trotzte der A-cappella-Formation mit begeistertem Applaus einige Zugaben ab.

Südkurier, 21.04.08
Isabell Michelberger