„Mannes Sangesmannen“ unterhalten 300 Besucher in Markdorfer Stadthalle aufs Beste
Posted in Presse on Okt 26, 2007
Markdorf hat jetzt ein Heimatlied. Kreiert mit Hilfe von Bürgern und ihrem Meister, bastelten die sechs oberschwäbischen Mundartsänger „Mannes Sangesmannen“ aus zugerufenen Markdorfer Charakteristika ein mehrstrophiges Lied, das die Lachmuskeln der 300 Besucher in der Stadthalle beanspruchte.
Was Wunder, waren sie doch von der Historischen Narrenzunft eingeladen worden, um ihr Loblied auf ihre Heimat und deren Bewohner zu singen. Und das im wahrsten Wortsinn. Äußerst melodisch klangen die a capella-Gesänge, wobei sie nur rein sangestechnisch um Harmonie bemüht waren. Ansonsten lehnten sie sich mit ihren Äußerungen auf badischem Boden weit hinaus. „Was ist der Unterschied zwischen Oberschwaben und dem Rest Baden-Württemberger, wenn ich es mit Begriffen aus der Gastronomie vergleiche? Na, denken Sie bloß an den Oberkellner“ Sie servierten mit scheinbarer Leichtigkeit einen Gag nach dem anderen, für Badener teilweise schwer Verdauliches. Doch das stets mit einbezogene Markdorfer Publikum gab tüchtig raus, machte lebhaft mit, überzeugte selbst die Akteure auf der Bühne stimmgewaltig bei einem gar nicht einfachen Mitmachlied und war nach dem gesamten Menü restlos begeistert.
Sogar Lisa Bitzenhofer. Die gebürtige Kölnerin, nach 21 Jahren Markdorf noch immer mit kölschem Akzent, hatten die Sieger des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg durchgehend im Visier. Genüsslich ließen sie ihre hochdeutsch ausgesprochenen Wörter auf der Zunge zergehen. Doch Lisa schlug sich tapfer, merkte sich trotz Androhung eines Kusses als Preis drei typische obersch(w)äbische Ausdrücke und genoss wie die anderen die Mischung aus Comedy und a capella.
Als Mundartistik wird die Kunst der sechs bezeichnet. Zu Recht! Probieren Sie doch mal „Backschdoikäs“ und „Butzegägele“ (oder so ähnlich) oder „Bäredreck babbt am Babbe si Babbedeckel“ mit der richtigen Betonung, dem breiten Akzent, dem typischen Singsang und der sehr eigenen Grammatik wiederzugeben – wobei dies noch die einfachsten merkbaren Wörter waren. Und das potenziert in Sätzen. Da stolpert und verrenkt sich die Zunge und bekommt Muskelkater.
Nichts war den ehemaligen Klosterschülern heilig. Verschont blieb das teils tosende Publikum von den 81 Strophen eines Loblieds auf oberschwäbische Mädle. Sie protestierten jedoch mit Buhrufen und einem auf die Bühne geworfenen Papierball gegen den Abgesang auf Markdorfer und Bermatinger Weiblichkeit. Man muss sich ja nicht alles gefallen lassen.
Christiane Keutner
Südkurier, 22.10.2007