Oberschwäbische Tausendsassas

Posted in Presse on Mrz 14, 2007

Mannes Sangesmannen überzeugten in Eriskirch mit a cappella-Gesang und komödiantischem Talent.

„Viel Liebe und a bitzle a Melodie“ gehören zu einem richtigen Heimatlied. Eriskirch hat dank Mannes Sangesmannen jetzt auch eines und seine Bürger haben in der Wilhelm-Schussen-Halle fleißig daran mitgearbeitet. Die Kirche St. Maria, Pfarrer Brencher, Bürgermeister Spieth, das Dorffest, die Kulturfreunde und nicht zu vergessen die „einmalige Leut“ werden im Text verpackt – fertig ist das Heimatlied. Damit haben sich die sieben Oberschwaben aus Wuuza (Bad Wurzach) ohne Umweg in die Herzen der Zuschauer gebeamt.

Hintergründiger, schwäbischer Humor prägt das Programm der Sangesmannen und strapazierte das Zwerchfell der Zuhörer. Nicht umsonst wurden Mannes Sangesmannen 2005 mit dem Baden-Württembergischen Kleinkunstpreis ausgezeichnet. Dass sie außerdem auch noch richtig gut singen können ist quasi das I-Tüpfele. A cappella, sauber intoniert und mit kräftigen, geschulten Stimmen zeigten die ehemaligen Schüler des Bad Wurzacher Salvatorkollegs rund um Namensgeber Manne Gaupp ihr Repertoire.

Wer schwäbisch versteht tat sich leichter, aber den wenigen Nichtschwaben griffen die Sangesmannen mit einem Sprachkurs für Anfänger unter die Arme. „Babbadeckel“, „Bohle“, „Bäradreck“ und „Biberle“ kamen im Kanon vor, den die Zuschauer nach erstaunlich kurzer Zeit und überaus gerne mitsangen. Richtig Mitleid hätte man mit der „Fluig“ bekommen können, die mit ihren Fliegenbeinen im Sonnentau des Wurzacher Rieds festbäbbt ist. Köstlich, wie die Sangesmannen mit fliegenartigen Teesieben über den Augen versuchten die Beine vom Bäbb zu befreien, dabei den Riasel nahängat und auch noch vierstimmig sangen.

Die ausgereifte Bühnenshow lebte stark von Conferencier Johannes Ott, von Beruf Radiomoderator, dem es meisterhaft gelang, das Publikum in die Show miteinzubinden. Vom Tettnanger „Schualerbua“, dem er die ersten Englischkenntnisse entlockte, bis zur „reigschmeckte“ Heidelbergerin, der man den fremden Zungenschlag nach 35 Jahren im Oberland „fascht nemme“ anhörte.

Florian Tobischs komödiantisches Talent zeigte sich bei der Geschichte rund ums Sangesmannen-Bechertelefon, das die Oberschwaben nutzten, um für ihren ersten Tenor ein Mädle im Publikum zu suchen. Schnell waren ein paar Masten zum Schnurhalten unter den Zuschauern gesetzt und noch schneller schallte ein lautes Ja auf die Frage, ob sie denn auch gut kochen könne, vom Mädle nach vorne. Die Sangesmannen kringelten sich vor Lachen auf der Bühne und rangen um den Text: „An der Stelle sind wir noch nie unterbrochen worden“, ließ Ott wissen. Und genau dieser direkte Draht zum Publikum macht diese spontanen Tausendsassas so sympathisch.

Claudia Wörner

Süddeutsche Zeitung, 12.03.2007