Rasant jagen sich die Pointen

Posted in Presse on Sep 21, 2006

KÜRNBACH — Sechs einstige Klosterschüler des Salvator-Kollegs Bad Wurzach und ihr Ex-Musiklehrer Manfred Gaupp haben ihr Publikum im Kreisfreilichtmuseum in schiere Begeisterung versetzt. Ihre Mittel sind selbst getextete Songs und Anekdoten über Landschaft,-Sprache und Kultur des Oberlandes.

Von unserem Mitarbeiter Günter Vogel

Mit einem hymnischen „Griaß Gott“ der „Sangesmannen“, Träger des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg 2005, startete das Programm, das sich mit Zustands -, Gemüts – und Gefühlsbeschreibungen von Oberschwaben fortsetzte.-Und auch mit Nonsense, wie einem darstellerisch höchst amüsant nachempfundenen Freiluft-Froschkonzert.

Sie nehmen die Oberschwaben und ihre Eigenarten aufs Korn. Dazu gehört die scheinheilige Frömmigkeit genau wie auch die Paranoia vor den „wüaschtgleibige“ Protestanten. Alles in allem aber eine Hommage ans Oberland. Sie persiflieren eine moderne „Schwäb´sche Eisebahne“, die natürlich Verspätung hat, und auf der für die am Zugende angebundene Ziege mit Beamtenstrenge eine Fahrkarte eingefordert wird, verlegen das „Röslein rot“ ins Arztmilieu.

Sie singen mehrstimmig und a capella, greifen für ihre Lieder sowohl auf Pop-Melodien wie auch auf Renaissance-Madrigale und Volkslieder zurück, statten sie mit witzigen Texten aus.

Einer der sechs, Johannes Ott, assistiert von Florian Tobisch, gibt den Conferencier, der mit verblüffender Performance und Schlagfertigkeit auf herausgelockte Publikumszurufe reagiert, die Gesangsnummern verbindet, vielleicht manchmal etwas zu ausführlich, aber nie langweilig. Mit Englisch-Abfragen bei den Kindern leiten sie zu einem witzigen Song voller überflüssiger Anglizismen. Geschickt bezieht Ott immer wieder das Publikum ein, das enthusiastisch mitgeht, Fragen beantwortet, ja mitsingt.

Lektionen für „Rei’geschmeckte“

Überraschend sind die ungewöhnlichen Wortspiele in ihren Liedtexten, die auch für Nichtschwaben ein Ohrenschmaus sind. Der „Schwäbisch-Unterricht für Rei´geschmeckte“ erzeugt kicherndes und gackerndes Vergnügen von „hudle“ bis „schlotzen“, von „dusse“ bis „hendrafier“.

Sie geben scheinbar Tiefsinniges über das Verhältnis von Hund und Katze von sich, wie auch das gesungene „Drama“ von der Fliege und dem Sonnentau, bringen Schwäbisches mit „B“: „Bäradreck bäbbat am Babba seim Babbadeckl…“ Das entflammte Publikum ließ „Bunter Nachmittag“- Atmosphäre entstehen, war begeistert. Und in der Laudatio zum vorjährigen Kleinkunstpreis hat es geheißen: „Mit ihren Texten machen sie Lust auf Oberschwaben und den ,Oberschwoba‘, auf die Sprache mit all ihrem Charme und deren Vielfalt.“

Schwäbische Zeitung 21.09.06