So pfiffig kann Schwäbisch sein!

Posted in Presse on Mrz 29, 2006

BAD BUCHAU (tz) Strahlend im a-capella-Gesang, frappierend in der sprachlichen Gestaltung, pfiffig-hintergründig in der Interpretation oberschwäbischer Themen – so haben „Mannes Sangensmannen“ im Kurzentrum Bad Buchau einen ergötzlichen Abend gestaltet. Tosender Applaus und Zugabe-Rufe des Publikums waren logische Folge.

„Grüß Gott, liabe Oberschwoba“, so begrüßten die sieben Sänger der a-capella-Gruppe Mannes Sangesmannen das Publikum mit einem Lob auf den Kreis Ravensburg, da sie ja alle ihren Ursprung im Salvaterkolleg Bad Wurzach haben. Doch nach der Feststellung „I möcht koi Woch in Hongkong sei“, wandten sie sich in herrlich reinem Gesang Oberschwaben zu mit Milchvieh und Biogas und dichteten spontan ein neues Heimatlied auf Bad Buchau unter Einbeziehung von Peter Diesch und Karl Erzberger, von Adelindisfest, Fasnet und Moorochsen.

Im katholischen Oberland wollten sie mit Glauben Berge versetzen und probierten dies mit „Sah ein Knab an Oisa stehn“, wobei dieser schwäbische Fachausdruck für die anwesenden Kurgäste mit Furunkel übersetzt werden musste. Manfred Gaupp als künstlerischer Leiter der Gruppe und Johannes Ott als unkonventioneller, wandlungsfähiger Moderator hatten sofort den Kontakt zum Publikum gefunden, auch mit dem köstlichen Württemberg-Lied, angereichert mit volkstümlichen Bausteinen und temperamentvollen Sequenzen aus der Gospelszene.

Im Stil altitalienischer Madrigale erklang „Frau Maier hot a Hundele“ mit spitzbübischer Betonung des letzten „e“, köstlich in kabarettistischer Choreographie das erschütternde Drama der Fliege, die vom Sonnentau gefressen wird: „I babb fest“ als Mischung zwischen Rapsong und mittelalterlichem Liebeslied. Dem begeisternd mitgehenden Publikum wurden neue Perspektiven eröffnet: Satt „Ladys first“ heißt es jetzt „Landfraua z“ erst“. Auch im Oberland begrüßt man sich immer weniger mit „Grüß Gott“, sondern mit „cool“ oder „hey“.

Ungläubiges Staunen ob der Mundartistik des Ensembles rief ein oberschwäbisches Wörtermadrigal hervor, allesamt mit b-Lauten beginnend. Köstlich ihre Version auf die Eurovisionsmelodie mit d-Lauten, amüsant der aufreizende Damals-Blues, leicht anzüglich der „Mädchen-Suchen-Song“ mit 85 Strophen zur Auswahl.

Theatralisch erklärt Moderator Johannes, wie kannibalisch eine Metzelsuppe entsteht, auf französisch eine „suppe massacre“ mit einem herrlichen Melodien-Medley. Zur Abrundung gab es „Bachstoikäs, der bald laufa ka“ und die umjubelte Story vom Zopfbrot auf dem Schlafzimmerschrank, bei dessen Bergung selbst ein zartes Bemberle beschädigt wurde.

Ein herrlich amüsanter Abend des jugendlichen Septetts mit ihren gepflegten, wandlungsfähigen Stimmen ohne jeglichen Bedarf an moderner Elektronik.

(Schwäbische Zeitung 27.03.2006)