Die schwäbischen Witze jagen sich

Posted in Presse on Okt 24, 2005

BIBERACH – Sechs ehemalige Klosterschüler des Salvator-Kollegs Bad Wurzach haben das Publikum in der ausverkauften Gigelberghalle mit selbst getexteten Songs und Anekdoten über das Oberland in Begeisterung versetzt. Kein Wunder. Die „Mannes Sangesmannen“ sind Träger des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg 2005.

Von unserem Mitarbeiter Günter Vogel

Das war am Freitag ein höchst gelungener Einstand in den diesjährigen Kabarettherbst, der mit einem hymnischen „Griaß Gott“ der „Sangesmannen“ startete und weiterging mit Zustands-, Gemüts- und Gefühlsbeschreibungen von Oberschwaben, Biberach und Baden-Württemberg.

Überhaupt diese Oberländer, die an die Unterländer vergnügliche Spitzen austeilten: Sie sangen darüber, wie zehn kleine Stuttgarter Negerlein Stück für Stück im Oberland verloren gehen. Sie nehmen aber auch die Oberschwaben und ihre Eigenarten aufs Korn. Dazu gehört die scheinheilige Frömmigkeit wie die Paranoia vor den „wüaschtgleibige“ Protestanten. Und natürlich: „Mir kennet elles außer Hochdeitsch!“

Sie singen mehrstimmig und a capella, greifen für ihre Lieder sowohl auf Pop-Melodien als auch auf Renaissance-Madrigale und Volkslieder zurück, statten diese mit witzigen Texten aus. Einer der sechs Sänger, Johannes Ott, gibt den Conferencier, der mit verblüffender Performance und Schlagfertigkeit die Gesangsnummern verbindet, vielleicht manchmal etwas zu ausführlich, aber nie langweilig. Geschickt bezieht er das Publikum ein, das hingerissen mitgeht, Fragen beantwortet, Zahlen herausschreit – ja sogar mitsingt.

Stilistisch wird der Abwechslungsreichtum durchaus auf die Spitze getrieben, nach Madrigal sofort Blödeln mit dem Publikum. Die „Sangesmannen“ geben scheinbar Tiefsinniges über das Verhältnis von Hund und Katze von sich, wie auch das gesungene Drama von der Fliege und dem Sonnentau, bringen Schwäbisches mit dem Buchstaben B: „Bäradreck bäbbat am Babba seim Babbadeckl…“ Das entflammte Publikum in der ausverkauften Gigelberghalle ließ dazu ein bisschen „Bunte Abend“-Atmosphäre entstehen, war einfach restlos begeistert.

Lust auf Oberschwaben

Und auch in der Laudatio zum Kleinkunstpreis heißt es: „Mit ihren Texten machen sie Lust auf Oberschwaben und die Oberschwoba, auf die Sprache mit all ihrem Charme und deren Vielfalt.“

(SZ, 24.10.05)