„Wir können alles – nur nicht hochdeutsch“ (Konzert in Eriskirch)

Posted in Presse on Sep 19, 2003

Ausverkauft mit 250 Besuchern – das war ein voller Erfolg für die ulturfreunde als Veranstalter als auch für die Mannes Sangesmannen. Vor allem war es ein Erfolg für das Publikum, das am vergangenen Freitagabend eine ausgedehnte Lach-Kur machte. Der Auftritt der Musik- und Wortkomödianten war gefüllt mit Liedern voller Humor oder Spaß an witzigen Wortspielen, gepaart mit einer teilweise umwerfenden Mimik und Gestik, welche die Texte wirkungsvoll unterstrichen. Den anderen Teil des Erfolgs machten ihre Stimmen aus, die für das musikalische Hörvergnügen sorgten.

„Wir können alles – nur nicht hochdeutsch“, dieser Slogan wurde bei dieser Gelegenheit auch widerlegt. Die sieben Oberschwaben singen auch mal perfekt nach der Schrift, aber nicht, weil man sie dazu zwingt, sondern um die schwäbischen Texte noch besser wirken zu lassen. Doch nicht nur Gäste aus dem Unterland, z.B. Kornwestheim (extra angereist) oder aus Berlin mussten Dialekt üben, auch die anwesenden Oberschwäbinnen und Oberschwaben kannten manche Dialektbegriffe nicht oder hatten sie schon vergessen. Dabei muss zur Ehrenrettung gesagt werden, dass viele Dialektwörter eher regional verbreitet sind; dazu hat die Gegend um Wuuze (Bad Wurzach), wo die Truppe herkommt, vielleicht auch einen besonders ausgeprägten Wortschatz. Aber auch stille Töne haben sie drauf, wenn sie etwa in einem Lied an Verantwortliche appellieren: „Lasset au a paar stille Winkel stau“, d.h. nicht alles Alte zu zerstören und zu Tode zu modernisieren.
Mannes Sangesmannen, alle Ehemalige des Salvatorkollegs in Bad Wurzach, sind inzwischen berufstätig oder im Studium, d.h. Musikkabarett betreiben sie in ihrer Freizeit. Die hat allerdings schon stark abgenommen, weil die Truppe inzwischen fast schon Kultstatus erreicht hat. Nach drei Zugaben konnten alle Gäste aus dem Oberland den Saal mit der Überzeugung verlassen, dass sie zur Krone von Gottes Schöpfung gehören. Das pietistische – oder wie sie es nennen – das lutherische Unterland, musste zwar schon etwas leiden, aber das Lästern ging nie unter die Gürtellinie.

Schwäbische Zeitung 19.09.2003