„Oberschwob sei isch a Gnad“

Posted in Presse on Jan 27, 2003

„Oberschwob sei isch a Gnad“
Superstimmung mit den Mannes Sangesmannen im Evangelischen Gemeindehaus in Meckenbeuren

Friedrichshafen

Lachen ist angesagt am Freitagabend im ausverkauften Saal des Gemeindehauses in Meckenbeuren. Von Anfang bis Ende strapazieren Mannes Sangesmannen mit hintergründigem, oberschwäbischem Humor das Zwerchfell ihrer Zuhörer. „Griaß Gott liabe Leit, Mannes Sangesmanna sengad heit“, heißt es zu Beginn, und sofort wird klar, die können wirklich gut singen, denn alles, was an diesem Abend zu hören ist, wird a capella mit kräftigen, geschulten Stimmen und sauber intoniert vorgetragen.Die acht Sänger von Mannes Sangesmannen, alle im Alter um die 20 außer Manne Gaupp, Namensgeber und ehemaliger Musiklehrer, haben sich im Salvatorkolleg in Bad Wurzach kennen gelernt. Neben hoher Musikalität besitzen sie auch noch schauspielerisches Talent mit einem ausgeprägtem Hang zur Komik. Nach bekannten Melodien aus Volksliedern, Pop und Klassik geben sie, mit oberschwäbischem Text unterlegt, „liderliche Lieder“ zum Besten. Dabei nehmen sie oberschwäbisches Kleinbürgertum, Lokalpatriotismus sowie den Zwist zwischen Katholiken und Protestanten auf die Schippe. Nebenbei outen sie sich als überzeugte Oberschwaben, zudem als überzeugte Katholiken, die an diesem Abend, man höre und staune, in einem evangelischen Gemeindehaus auftreten. Johannes Ott, Conférencier an diesem Abend, versteht es meisterhaft, mit Witz und Schlagfertigkeit das Publikum für sich zu gewinnen. Schon nach kurzer Zeit machen alle begeistert mit. Sie dürfen Aufgaben lösen und auf vorgegebenen Einsatz „Ois, zwoi, drui“ rufen, was zu Pannen und schallendem Gelächter führt. Regelrechte Lachsalven löst das Lied „Sonnentaublume frisst Fliege“ aus: „I papp fescht, mit älle Fiaß im Bepp“. Umwerfend komisch parodiert Florian Tobisch die Texte, die Zuhörer können kaum an sich halten. Und als hätte man nicht genug zu Lachen, erzählt Manne zwischendurch deftige schwäbische Witze. So mancher lacht Tränen ob des „Oisens“ auf der Backe, der Metzelsupp‘, wo dem Schweinchen Rosa nachgetrauert wird: „Ich werd‘ noch lange von dir zehren“ oder vom Ehemann, der „sei Bimberle and Bettlad nagschlage hot“.Übrigens: Es gibt auch oberschwäbischen Riverdance, grobmotorisch und ungelenk – ein Gehopse zum Kranklachen. Ein oberschwäbischer Sprachkurs für „Reigschmeckte“, entpuppt sich als Zungenbrecher: „Bäradreck bäbbet am Babba seim Babbadeckel…“ Viel zu schnell geht der Abend dann leider zu Ende. Das Publikum in Meckenbeuren bekommt jedoch noch längst nicht genug, und mit frenetischem Beifall fordert es Zugabe um Zugabe ein. „Mi druckt’s“ ist dann verständlicherweise die letzte, zum Leidwesen aller. Ein herrlicher Musikspaß, der Appetit auf mehr gemacht hat.
Elfi Braschel

(Südkurier 27.01.2003)