„Räser Käs und Katzabohle“ – Konzert in Primisweiler

Posted in Presse on Apr 26, 2002

Räser Käs und Katzabohle

WANGEN – Sie sind aus unserer Gegend genauso wenig mehr wegzudenken wie Schwardamaga, Bluadwischd und Kesselfloisch, erst recht nicht wie die Metzesupp: Mannes Sangesmannen, die Salvatoianer aus Bad Wurzach. Was sie auch am Freitagabend in der ausverkauften Aula der Grundschule in Primisweiler unter Beweis stellten.

Von unserer Mitarbeiterin Vera Stiller
Sie sind jung, ein bisschen frech und ungemein sympathisch. Dass sie auch noch Stimme haben, das macht das aus selbstverfassten urschwäbischen Texten bestehende Menü, das sie ihrem Publikum gut und gerne servieren, umso schmackhafter. Wer könnte also Baden-Württemberg besser zum 50. Geburtstag gratulieren als sie? Na ja, nicht unbedingt dem ganzen Ländle, aber zumindest seinem wichtigsten Teil: Oberschwaben! Oberschwaben, das nur durch Gottes übergroße Gnade entstanden sein kann. Nein, da möchte man wirklich keine Woche in Hanoi und noch weniger in Hong Kong sein. Erst recht nicht – pardon! – „gschdorba z’Schdugadd“. Ein Lied darauf!
Sieben sind sie an der Zahl, was schon für sich spricht. Und sie sind alles Ehemalige des Salvatorkollegs in Bad Wurzach: Florian und Philipp, Johannes, Serkan und Alexander, Uli und Thomas. Fehlt noch einer: Manne Gaupp, seines Zeichens Lehrer, Namensgeber und Chef der Truppe. Was aber auf der Bühne nicht zu merken ist. Da hat die führende Rolle eindeutig Johannes Ott. Mit Witz und Charme und zuweilen Clownerie versteht er es, „Verdauungspausen“ zu schaffen und auf den nächsten Happen Schwabenkost Appetit zu machen. Das wird auch Elisabeth aus Braunschweig so ergangen sein, wenngleich sie immer wieder einmal fremdsprachliche Nachhilfeminuten nötig hatte.
Im Laufe des mehr als zweistündigen Programms war da von der Fliege zu hören, die in die Fänge des Sonnentaus gerät, vom überaus liebestollen Katzabohle, dem der Tierarzt schließlich den Hahn zudrehen muss, und vom antiautoritär erzogenen Bua, der kifft und klaut und von dem man nur hoffen kann, dass man ihn nicht versaut hat. Da wurde das hohe Lied ebenso auf den „Backschdoikäs“ gesungen, der so lange im Kühlschrank verbleibt, bis er Füße bekommt und davon läuft, wie auf die Sau Rosa, deren Name bereits auf die Qualität ihres Fleisches schließen lässt.
Das musikalische Repertoire der Sangesmannen reicht vom Popsong über das Renaissance-Madrigal bis hin zum Volkslied. Ihr a-capella-Gesang ist wie gesagt hörenswert, ihr Outfit mit schwarzem Anzug und Fliege sicherlich nicht nur für mögliche Schwiegermütter eine Augenweide. Rundum also ein kurzweiliger Abend, den man als altgedienter Schwabe oder leidenschaftlicher Reingeschmeckter nur mit stolzgeschwellter Brust verlassen konnte. Dass es ein Wiederhören gibt, dafür wird die immer größer werdende Fangemeinde sicherlich sorgen.