Auf Schwäbisch ist alles leichter

Posted in Presse on Mrz 5, 2012

Mannes Sangesmannen bereiten im Hotel Baier einen Abend voller Humor

Von Vera Romeu

MENGEN Nur echte Oberschwaben können so richtig mitlachen, wenn Mannes Sangesmannen loslegen, aber dafür umso herzlicher. Denn das Schwäbisch, das sie parat haben, ist so pur, ist so ausdrucksvoll und so farbenprächtig, dass sie schon zum Forschungsfeld für Sprachwissenschaftler werden könnten und sicherheitshalber unter höchstem Schutz gestellt werden sollten, wie das Wuarzemer Riad, das ihre Heimat Bad Wurzach ausmacht.
Schwäbisch ist für sie mehr als ein Dialekt, schwäbisch ist ein Zustand, ein Zustand der Gnade. Wer es nicht ganz glauben kann, braucht nur einen Abend mit diesen wilden Kerle zu verbringen, um überzeugt zu sein. Danach ist klar: Auf Schwäbisch ist alles besser, alles leichter, alles lustiger.
Sie singen a capella, sie sind begnadete Sänger, Jongleure der Klänge. Sie hüllen ihren Humor und ihr Sinnieren in Liedern, die sie zum anschaulichen Erlebnis machen, denn sie sind dazu noch fantastische Komödianten. Die Texte sind selbst geschrieben, weil sie eine unglaubliche Beobachtungsgabe haben und dazu auch Originale in ihrem Umfeld, die dafür unbewusst Modell gestanden sind.

So zum Beispiel die unscheinbaren Turnerfrauen, die in jedem Dorf Oberschwabens in einem Verein organisiert sind: Mannes Sangesmannen verkleiden sich und enthüllen, was sich dort abspielt. Das Publikum stimmt lachend und jubelnd zu. Die Väter, die nach dem Gottesdienst am Sonntagmorgen bis zum Abend im Frühschoppen verharren und dann aber gern den Sonntagskuchen naschen möchten, werden fast verständnisvoll beschrieben. Alles Alltag im beschaulichen Oberschwaben. Mannes Sangesmannen haben auch die benachbarten Bauernhöfe beobachtet, genau gesagt die Hühnerställe. Dramen spielen sich dort ab und das Publikum biegt sich vor Lachen.
Nächstes häusliches Thema, das auch jeder kennt: Da geht es um den „Gruascht“, den es in dieser Form wahrscheinlich nur in Oberschwaben gibt. Gruascht ist alles, was man in Keller und Dachboden aufbewahrt, weil ma itt woiß, ob ma itt mol zufällig, no eventuell ond unter Umständ zmol amol ebbes drvo braucha kennt! Gleich zu Beginn des Abends hatten Mannes Sangesmannen festgestellt, dass in der ersten Reihe eine Berlinerin sitzt: „Das wird schwer heute Abend für Sie!“, sagten sie fast mitleidig und ein bisschen bewundernd.
Der Bad Saulgauer Jazzverein war der Veranstalter dieses genialen Abends, der einem großen Publikum im Hotel Baier viel Vergnügen bereitet hatte. „Schwäbisch ist oifach großartig!“, stellten die „Eingeborenen“ beim Hinausgehen fest.

(Quelle: Schwäbische Zeitung, 04.03.2012)