Mit Karacho durchs Muschterländle

Posted in Presse on Mrz 24, 2010

Mit ihrer skurrilen A-cappella-Mundart-Artistik begeistern Mannes Sangesmannen im Theater Atrium in Friedrichshafen

Sie gehören zu Oberschwaben wie der Deckel auf den Topf. Und sie sind ein echter Publikumsmagnet. Denn nichts geht so schnell über einen Live-Auftritt der Mannes Sangesmannen, vor elf Jahren in Bad Wurzach gegründet.

Mit ihrer A-Cappella-Mundart-Artistik und extravaganten Mischung aus Gesang, Klamauk, Originalität und Spontaneität ist das oberschwäbische Original kaum zu überbieten. Deshalb war das Theater Atrium auch bald ausverkauft. Und es war mehr als nur ein lustiger Abend. Es war einer der Auftritte, die was Einmaliges, nicht Wiederholbares haben. Am Freitagabend zeigt sich das in ihrem Programm „Eigweggds aufgmachd, Aufgweggds eigmachd” in aller Deutlichkeit.

Sieben Jahre nach ihrem letzten Auftritt im Atrium treten die Sangesmannen den Beweis an, dass es in punkto Klamauk und Umtrieb immer noch besser geht. Kaum haben die sechs beliebten Blödelbarden losgelegt, hat’s schon gefunkt zwischen ihnen und dem Publikum. An vorderster Front nimmt es Johannes Ott mit Besuchern auf, die schon bald das Programm mitbestimmen. In ständigem Schlagabtausch mit ihnen setzt er immer noch eins oben drauf.

Auch entsteht so manche Situationskomik, die Ott genüsslich ausschlachtet. Der Brüller ist ein achtjähriger Junge, der, von ihm angesprochen, wie aufgezogen losplappernd treuherzig aus dem Nähkästchen plaudert und unfreiwillig rasend komische Antworten gibt. Hier kommen selbst die Sangesmannen aus dem Lachen nicht heraus.

Keine andere schwäbische A-cappella-Gruppe kann mit solch theatralischer Inbrunst in ihrer „hoch erotischen” Mundart von ihrer oberschwäbischen Heimat schwärmen. Gepackt in eine Gesangsmischung aus Volkslied, Pop und Klassik ist ihr uriger, teils deftiger, teils hintersinniger Humor ein echter Hörgenuss.

Überspitzt geben die Musikclowns die eingefleischten Oberschwaben zum Besten. Auch Nichtschwaben haben hier Gelegenheit, sich an ihren gesungenen „Gschichtle” und gewitzten Wortspielen ausgiebig zu ergötzen. Da werden Nachbarschaftsdramen heraufbeschworen, da geht’s unter anderem um Schneckengemetzel, um „Pfluige” fressende „Huarasonnetaubluama” oder um eine schreckliche Verletzung am „Bimberle”. Eine Attacke aufs Zwerchfell sind die „graziösen und akkuraten” „Turnerweiber”. Der Knüller ist das aus typischen Merkmalen, exklusiv für diesen Abend, aus dem Boden gestampfte Heimatlied für Friedrichshafen. Einfach unübertrefflich, wie die Mannes Sangesmannen durchs Muschterländle düsen.

Südkurier, 23.03.2010