„Wuzemer“ bedienen sich des hocherotischen Schwäbisch

Posted in Presse on Sep 20, 2007

BAD SAULGAU – „Manne“ Manfred Gaupp, seines Zeichens Musiklehrer am Salvatorkolleg in Bad Wurzach, hat fünf seiner sechs „Sangesmannen“ ins Stadtforum mitgebracht, um in schönstem „Wuzemer“ Dialekt die Mödela, Sitten und Gebräuche im Oberschwäbischen aufs Korn zu nehmen. Komödiantisches Talent pur.
Mit einem herzhaften „Griaß Gott“ – natürlich mit dem rollenden R, wie es in Bad Wurzach gesprochen wird – defilierten die sechs Sänger im Gänsemarsch auf die Bühne, hautnah an den Zuschauern vorbei. Der Draht zum Publikum ist der Truppe besonders wichtig und ein Garant ihres Erfolges. Johannes Ott, im wirklichen Leben Moderator beim Radiosender Antenne Bayern, bandelte denn auch sofort mit den Konzertbesuchern an und entlockte ihnen, entspannt plaudernd, Infos zu lokalen Gegebenheiten. Etwa nach dem schönsten Fleck im Ort, nach dem Bürgermeister, nach dem größten Fest.
Die von einem Adjutanten flugs notierten Stichwörter wurden von den Sängern spontan in ein bereits vorhandenes Liedgerüst eingepasst – und schon erklang das „Nuie Sulgamer Hoimatliad“. Locker und äußerst schlagfertig bezog Ott das Publikum immer wieder ins Bühnengeschehen ein. Die Frage, wer unter den Besuchern aus dem Oberland stamme – dies war natürlich die überwiegende Mehrheit – gab den Startschuss zum Lied „Do doba em Oberland dont d’Leut it blöd“. Und bevor das Drama um die Fliege erklang, die auf einem Sonnentau zu Tode kam, rang Ott den Zuschauern, natürlich mit viel Gesichtsakrobatik, das Wörtchen „fressen“ ab. Exakt dieses macht die Sumpfpflanze aus dem Wurzacher Ried nämlich mit unachtsamen „Fluigen“.
Für Leute, die des Schwäbischen nicht mächtig waren, bot der Abend möglicherweise etwas anstrengende Kost, denn Otts gesamte Moderation wie fast alle gesungenen Texte waren in dieser „hocherotischen Sprache“ gehalten. Ausgerechnet das Lied von der „Schwäbischen Eisabahne“ machte da eine Ausnahme. Aufgepeppt mit aktuellen Themen wie Zugverspätung, Rauchverbot und Fahrpreiserhöhungen kam es in reinem Hochdeutsch über die Rampe. Die „Sangesmannen“ verfügen nicht nur über gut ausgebildete Stimmen, sondern auch über ein beachtliches komödiantisches Talent. Lediglich ein paar Requisiten kamen zum Einsatz, etwa ein Stuhl, der für einen Sturz vom „Schlofzimmerkasta“ gebraucht wurde. Auf der Jagd nach dem dort deponierten Sonntagskuchen ging nämlich ein Hausherr zu Boden, wobei sein „Bemperle“ zur Erheiterung des Publikums arg ins Treffen kam.
Die Liedtexte der „Mannen“ stammen aus eigener Produktion und sind gespickt mit Pointen, die die Lachmuskeln der Zuschauer strapazierten. Dabei durfte es auch gerne etwas derber zugehen, wie etwa bei jenem schwulen Gockel, der, statt die eigenen Hühner zu beglücken, nach den Hähnchen im Nachbarhof schielte und dafür in der Bratpfanne landete.

Schwäbische Zeitung Bad Saulgau, 20.09.07