Schwäbisch auch für Anfänger

Posted in Presse on Apr 24, 2006

Mehr als 250 Besucher unterhalten sich köstlich

ROTTENACKER – Für einen urkomischen Gesangs- und Gschichtlesabend sorgten „Mannes Sangesmannen“ in Rottenacker. Mehr als 250 Besucher aller Altersschichten erlebten, was den typischen Oberschwaben so umtreibt und wurden aktiv ins Programm eingebunden.

ELISABETH SOMMER

Der Auftritt der „Mannes Sangesmannen“ lebt vom Zwiegespräch mit dem
Publikum und vom A-cappella-Gesang des Septetts. Die Stücke drehen sich
vorwiegend auf Schwäbisch um das, was den typischen Oberschwaben
beschäftigt – „dSproch, dHoimet Wuza (Bad Wurzach) ond dViecher“. „Fluig“,
„Hond“ und „Katz“ sind Lieder gewidmet. Mama und Oma werden besungen und
das Kuchenbacken am Samstag. Wobei Letzteres auch Unglück bringen kann,
wenn der Hausherr sich beim Holen des Backwerks vom Schrank am Weichteil
stößt. Doch zunächst muss der Oberschwabe überhaupt wissen, mit wem er es eigentlich in der Turn- und Festhalle von Rottenacker so zu tun hat: Ob Oberschwaben, „Donau-Ungarn oder so“, Badener oder gar Stuttgarter anwesend sind? Ganz wichtig für „Mannes Sangesmannen“ auch, wer evangelisch der katholisch ist. Selbst sind sie sozusagen multikulturell, da sie mit Chormitglied Serkan Kahraman einen „Quotentürken“ zu ihrer Formation zählen können.

Was die Sänger so lustig macht, sind Requisiten wie Socken über die Ohren
oder Teesiebe auf den Augen, um Hunde oder Fliegen darzustellen, aber vor
allem ist es das Zwiegespräch mit dem Publikum. Dem widmete sich
interessiert und ausgiebig Sänger Johannes Ott, was bei ihm nicht von
ungefähr kommt. Er arbeitet beim Radio und versteht sich somit aufs
„Schwätza“. Für Nichtschwaben wurde der Abend so zum Schwäbischkurs für
Anfänger, was sowieso passte, weil die Vhs Rottenacker Veranstalter war.
„Mannes Sangesmannen“ bearbeiteten am Freitag besonders den Buchstaben B –
vom „Bäradreck“ bis zu den „Broggala“ dürften jetzt alle Unklarheiten
beseitigt sein und ebenso was ein „Epfelbutza“ und ein „Katzabole“ ist.

Die Überleitungen von Johannes Ott waren zum Schreien komisch. Eine
wichtige Rolle kam hier der neunjährigen Melanie Mick aus Ehingen zu. Sie
wurde immer mal wieder befragt, damit Mannes Sänger anschließend über die
Oma, den „Katzabole“ oder Anglizismen singen konnten, weil das „Griaß
Gott“ zum Leidwesen der Oberschwaben halt immer mehr durch ein „Hey“
verdrängt wird.

Auch nutzten die Sangesmannen ihren Aufenthalt, um vielleicht in
Rottenacker die Frau fürs Leben zu finden. Mittels
„Sangesmannen-Bechertelefon“ nahm Florian Tobisch Kontakt zur holden
Weiblichkeit auf – „bitte unter 30“, weil außer Namensgeber Manfred
„Manne“ Gaupp alle Sänger jünger sind. Das begeisterte Publikum forderte
mit energischem Klatschen und Getrappel drei Zugaben.

„Ich habe die Gruppe vorher nicht gekannt, bin jetzt aber total
begeistert“, lobte beispielsweise ET-Kartengewinnerin Petra Holzhofer aus
Schelklingen die „Mannes Sangesmannen“. Vhs-Leiterin Lucia Härter hatte
die Gruppe vor eineinhalb Jahren erlebt und deshalb nach Rottenacker
geholt.

(Ehinger Tagblatt, 24. April 2006)