Und dann machen sie auf der Bühne noch einen „Butzagäge“

Posted in Presse on Apr 13, 2005

OTTERSWANG (ak) – Wenn Mannes Sangesmannen ihre Kunst darbieten, kommt manche Wahrheit auf die Bühne – sei es im mehrstimmigen, nach allen Regeln der musikalischen Kunst durchinterpretierten Lied, im kabarettreifen Vortrag oder im Zwiegespräch mit dem Publikum. So geschehen auch in Otterswang, wo 300 Besucher hellauf begeistert waren.

Wenn Mannes Sangesmannen da sind, kann keiner „das Lachen verheben“, nicht einmal die Sänger selber, wenn eben das Publikum im Frage-und-Antwort-Spiel nicht so reagiert wie erwartet und damit selber zum humorerzeugenden Teil des oft sehr spontanen Programms wird.

Wenn man heutzutage einen „Date“ verabredet, könnte man auf Schwäbisch auch zu einer „Hockete“ kommen – dies und viel mehr von der schwäbischen Sprache erfuhr man auf liebenswerte Art und in schwungvoller Weise beim Frühlingsfest-Auftritt von Mannes Sangesmannen in der Festhalle Otterswang. Von beiden Seiten der Kreisgrenze Biberach / Ravensburg waren auf Einladung des Otterswanger Liederkranzes sehr viele musikbegeisterte Besucher gekommen, die entweder das fabelhafte Bad Wurzacher a-capella-Ensemble längst einmal kennen lernen wollten oder die sieben jungen, mit allen musikalischen Wassern gewaschenen Sänger zum wiederholten Male hören wollten, weil man einfach nicht genug davon bekommen kann.

Perfekt schauspielernd

Die Großmutter, die in ihrer Geschichte vom Winter 1928 bei jeder Wiederholung die Schneehöhe noch weiter steigen lässt, wird ebenso thematisiert wie die „Metzelsuppe“, das schwäbische „Massaker“ mit mundendem Ausgang, dem das Lied „Mei Sau hoißt Rosa“ gewidmet ist. Eine große Rolle spielte auch die Beziehung zu den Mädchen. „Unter 30! Ist eine davon im Saal?“- und schon wird eine Steffi oder eine Lisa von sieben perfekt schauspielernden Sangesmannen umworben, um gleich darauf wieder „Lumpenmensch“ genannt oder als solches besungen zu werden – ohne beleidigt sein zu müssen.

Der Nicht-Oberschwabe im Publikum hat es nicht leicht, wenn er sich zu erkennen gibt bei Johannes Otts Moderation: In diesem Fall war es ein Andreas aus Stuttgart – er musste Rede und Antwort stehen und wurde schließlich beweint, weil er – „Ich hab’s befürchtet!“ – zu allem Unglück auch noch evangelisch ist im katholischen Oberschwaben. Weiß er denn, was „butza“ bedeuten kann? Ein „Butzagäge“ wird ihm auf der Bühne einfach vorgeturnt.

Gekonnt beherrschte Elemente des Jazz, des Blues, über das Volkslied und lateinamerikanische Rhythmen bis hin zum Madrigal folgen oft in einem einzigen Lied aufeinander, und wohlbekannte Melodien wie „Jingle bells“, die „Eurovisionsmelodie“ oder „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ traten in anregenden Gegensatz zu den daraufgelegten frechen und trotzdem nachdenklich machenden schwäbischen Texten.

Am Sonntag, dem 10.April wurde den Wurzacher Sängern der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg im „Europapark“ in Rust verliehen. In Otterswang erhielten sie schon am Vorabend von den Frauen der Liederkranz-Sänger einen „Otterswanger Kunstpreis“ um den Hals gehängt – und dann kam viel Applaus!

(SZ 13.04.2005 00:19)