Schwaben mit Wortwitz und Musikalität

Posted in Presse on Jun 10, 2003

Im Saal der Oberteuringer Mühle war die Stimmung auf dem Höhepunkt, als die Sangesmannen nach der x-ten Zugabe als ‚1Da capella-Blaskapelle die Bühne verließen, vom Publikum mit Bedauern begleitet. „Da doba im Oberland“ präsentierten die sieben knackigen Sangesmannen einen Abend mit viel schwäbischem Esprit. Dabei hatten die ehemaligen Absolventen des Bad Wurzacher Salvator-Kollegs unter der Leitung ihres Musiklehrers Manfred „Manne“ Gaupp nur eine Abiturfeier mitgestalten wollen. Das ist jetzt drei Jahre her, und seitdem touren sie erfolgreich durchs „Muschdrland“. Sie brauchen keine Technik und keine Bühnenaufbauten. Ihre Requisiten passen in eine Plasiktüte mit dem Aufdruck eines bekannten Bad Wurzacher Bekleidungshauses, und in ihren schwarzen Anzügen mit Fliege erinnern sie eher an ein paar Konfirmanden.
Da standen sie nun brav im Halbkreis auf der Bühne und sangen freche Lieder, auf urschwäbisch versteht sich. Johannes führte das Wort und hielt zusammen mit dem begabten Komö-dianten Flo die Programmfäden in der Hand. Der Funke sprang sofort über, und die Unterhaltung mit dem Publikum nahm fast schon privaten Charakter an. Unter anderem wurde streng recherchiert, ob die Anwesenden alle bekennende Oberschwaben mit ähnlicher Denkweise seien, was sich mittels Rechenexperiment beweisen ließ. Man war natürlich nicht unter sich, da fanden sich doch glatt einige Badener aus Markdorf und ein Österreicher, auf den sich die Sangesmannen dankbar stürzten und der, sehr zum Gaudium der Zuschauer, das Spielchen mitspielte.
Bei allem Lokalpatriotismus – im Muschdrländle gab es auch einiges aufs Korn zu nehmen, sei es das Spätzlesbrett und das Moschtfässle als unverzichtbares Utensil oberschwäbischer Lebensart oder den kostenlosen Sprachkurs. Schwäbische Liebeserklärungen und der Versuch, per Bechertelefon mit einem der netten Teuringer „Mädla“ anzubandeln, die ewig gleichen Rituale an den Feiertagen, die beliebte Metzelsuppe – in der französischen Küche müsste man sie „soupe de massacre“ nennen -, der „Katzabohle“ und die „Fluig, die durchs Ried fluigt“ oder die oft lästigen Anglizismen rissen das Publikum zu Lachsalven hin. Um Themen waren die Sangesmannen nicht verlegen. Serkan, der sich als Bad Wurzacher Türke outete, verulkte den Kebab-Stand, der nicht nur im Oberland bereits zum Alltag gehört. Soviel gehobener Blödsinn muss einem erstmal einfallen.
Bei den a capella vorgetragenen Melodien zeigte sich die musikalische Qualität der Gruppe. Sie gehören unbedingt zur Spitzenklasse. Da fanden sich Anklänge an die „Flying Picketts“, Medleys durch gängige Songs, ein wunderschönes französisches Madrigal und ein „Amazing Grace“ in feinstem Dialekt.
Musiklehrer Manne Gaupp hat ganz offensichtlich einiges drauf und die sechs Sangesmannen mit den starken Stimmen bilden mit ihm zusammen einen exzellenten Chor. Wortwitz und Musikalität ergänzen sich auf ideale Weise –auch wenn es für Nichtschwaben doch ein bisschen schwierig gewesen sein dürfte, der Darbietung zu folgen.

SZ Friedrichshafen (09.06.2003)