Mir kännad älles außer Hochdeitsch

Posted in Presse on Mrz 17, 2003

Mannes Sangesmannen aus Bad Wurzach begeistern ihr Publikum im Theater Atrium mit Witz und hoher Sangeskunst

Das Atrium in der Caserne in Friedrichshafen platzt aus allen Nähten: Mannes Sangsmannen sind zu Gast. Nicht wenige Fans sind unter den Besuchern, und bei den anderen hat es sich bereits herumgesprochen: Das wird ein lustiger, unterhaltsamer Abend – denn Mannes Sangesmannen sind Garanten für Superstimmung und musikalische Genussstückchen, alles „ohne a Kappell – a capella“. Als sie mit einem Koffer und Plastiktüten voller Noten einmarschieren und das Publikum mit dem Kanon „Griaß God liabe Leit“ begrüßen, springt sofort der Funke über. Mit einer gelungenen Mischung aus ausgereifter Sangeskunst – nach bekannten Melodien aus Volkslied, Pop und Klassik – und hintergründigem schwäbischen Humor, begeistern sie ihr Publikum von Anfang an. Ihr Programm lebt von Situationskomik und Spontaneität, nicht zuletzt durch Zurufe aus dem Publikum, die Johannes Ott – fürs „Geschwätz“ zuständig – mit viel Witz schlagfertig kommentiert.Die acht Sänger, die sich vom Salvatorkolleg in Bad Wurzach her kennen und seit drei Jahren zusammen singen, gewinnen mit ihrem oberschwäbischen Charme im Nu die Sympathie der Zuhörer und bald verwischt sich die Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum. Ihre sauber vorgetragenen Lieder sind ein Ohrenschmaus, mit ihrer theatralischen Mimik und Gestik – hier tut sich Florian Tobisch hervor – attackieren sie pausenlos das Zwerchfell der Besucher. Besonders komisch das Lied von der Lieblingssau, die vor dem Schlachten noch getröstet wird: „Weine nicht Schweinchen Rosa…“, vom Ehemann, der „sei Bimberle an d Bettlad nogschlage hot“ oder von einem, der mit Verdauungsproblemen zu kämpfen hat: „un i vergrampf, etz bloß koin Dampf.““Mir kännad älls außer Hochdeitsch“ gestehen sie gleich zu Beginn, und genau das will man hören. Johannes Ott, der sein Publikum immer wieder liebevoll mit „liabe Leit“ anspricht, möchte nun wissen, wer nicht aus der Gegend sei. Zu seiner Überraschung melden sich Ute und Sabine aus dem Erzgebirge. Es entspinnt sich ein Dialog zwischen Moderator und den beiden, der im weiteren Verlauf des Abends immer wieder aufgenommen wird und für viel Gelächter sorgt: „Sia sen a Reigschmeggde, wisset Se des?“ Ute weiß und hat dann die Gelegenheit, zusammen mit anderen, einen Crash-Kurs in „Oberschwäbisch“ zu machen. „Boggla, bruddla, bläa, Bullabeisr, Bäffzger, Butzagägrir – hän se was vrstanda?“ So gut wie nichts, zur allgemeinen Verwirrung wurden die Wörter durcheinander gesprochen. „Butzagägrir – wisset se net?“ fragt Johannes Ott und schlägt dann erklärend einen „Purzelbaum“. Die Stimmung ist inzwischen auf dem Höhepunkt. Es wird applaudiert, gepfiffen, gejohlt und gelacht, bis die Tränen kommen. Die Zuhörer, in drei Gruppen eingeteilt, dürfen nun auf vorgegebenen Einsatz „Ois, zwoi, drui“ rufen. Ute wird aufgeklärt: „Drui – un nisch dräi“ sächselt Johannes Ott zur allgemeinen Belustigung. Das Publikum macht begeistert mit, und kommt aus dem Lachen nicht heraus, weil dies erwartungsgemäß zu Pannen führt. Mit einem Zugenbrecher endet der Sprachkurs: „Bäradreck bäbbad am Babba seim Babbadeckl und Brockala bocklad en Boschbods Brodbox“ – übersetzt in reines Hochdeutsch: „Eine auf Gelatine basierende, meischt in gerollter Form vorkommende Sießigkeit ischt mittels Adhäsion an der amtlichen Fahrerlaubnis des Herrn Papa befeschtigt. Runde kugelförmige Hilsenfrichte bewegen sich unkontrolliert und Lärm verursachend im freien Raum des Pausenbrotetuis des briefzustellenden Beamten im Dienscht der Deutschen Poscht AG.“ und Johannes Ott schiebt die Frage nach: „Kennat Se etz nochvollzia, worom mir Oberschwäbisch schwätzat?“Viel zu schnell geht der Abend zu Ende. Restlos begeistert klatscht das Publikum Zugabe um Zugabe ein. Mit „em kloine Absackerle“, dem schönen alten Volkslied „s isch Feierobnd“, bei dem so mancher leise mitsummt, verabschieden sich die sympathischen Sänger. Nicht enden wollender Applaus begleitet sie hinaus. Einen Trost gibt es: Der nächste Auftritt kommt bestimmt.

Elfi Braschel

Südkurier 17.03.2003