Der Babbadeggl vom Babba – Konzert in Reichholzried

Der Babbadeggl vom Babba
Fünf singende Schwaben bringen Bürgerheim in Schwung

Von unserem Mitarbeiter Dr. Rainer Schmid

Reicholzried

Manne, der Seniorchef von „Mannes Sangesmannen, sitzt mit Krücke und geschientem Bein auf der Galerie und strahlt. Er kann zufrieden sein mit der Bombenstimmung, die seine jungen Sänger aus Wurzach in das nagelneue Reicholzrieder Musik- und Bürgerheim zaubern. Rund 200 Besucher genießen bei Bier und Leberkäs einen „kabarettistischen Abend“.
„Verschtandet Sie mi, au wenn i bloß a Schwob bin“? ­ „Joooo!“ antwortet der Saal in frohem Unisono auf die Frage des Häuptlings der Truppe. Fast unmöglich, auf hochdeutsch die gekonnt platzierten schwäbischen Witze, Anekdoten, Anspielungen wiederzugeben, ganz zu schweigen von den selbst gestrickten A-cappella-Liedern, die ihren speziellen Charme aus dem gut verständlichen Dialekt und seinen volkstümlichen Motiven beziehen: Wer kennt etwa nicht das humorvoll-hämische Sticheln der Oberschwaben gegen die Unterländer, federleicht übertragbar auf die anwesenden Oberallgäuer gegen phantomhafte Unterallgäuer (Dietmannsrieder? Sch-Rattenbacher?) Der gewitzt agierende und verschmitzt regierende Ober-Sangesmann auf der Bühne spielt mit seinem Publikum, macht jeden Ober-Allgäuer im Saal zum heimischen Star und Komplizen, stellt jubelnd-herzliches Einverständnis her.
Auch musikalisch bewegen sich die sieben Schwaben passend populär im harmonischen Dreiklangsrahmen. Wobei neben eigenen Sätzen schmissige Anleihen bei den amerikanischen Freunden ins Ohr gehen: Ein Allgäuer-Lied nach Amazing Grace, „s‘ Fluigalied“ nach Barbara Ann von den Beach Boys. So ganz ohne ausländische Währung geht’s also nicht, auch wenn kräftig über das modische Denglisch hergezogen wird: „Wieso Ladies firscht ­ des hoißt Landfrau z’erscht!
Den Vogel abzuschießen gelingt aber mit einem komplizierten Nonsens-Kanon: „Bäradreck babbet am Babba seim Babbadeggl“ lernt der Saal erstaunlich schnell. Sogar nach dem Schlussapplaus hört man noch auf dem Parkplatz draußen da und dort: „Babbadell, Babbadeggl, ond wia goht’s weiter?“

Allgäuer Zeitung 27.03.2002